Welche Entwicklung hat die KBF genommen? Wenzel: Die KBF hat ja als kleiner Elternverein begonnen. 1970 gab es nahezu keine Fördermög- lichkeiten für Kinder mit Körperbehinderung. Das Sonderschulwesen war erst im Entstehen begriffen; die Schulpflicht für Kinder mit besonderen Förder- bedürfnissen war noch ganz neu und in der Praxis nicht realisiert. So entstand als erste Einrichtung der KBF ein Kindergarten in Tübingen, kurz danach fan- den in Klassenzimmern von verschiedenen Schulen die Anfänge unsere Schule für Körperbehinderte statt. Mit dem Schulstandort Mössingen konnte man relativ zentral ein Angebot für alle drei beteiligten Landkreise schaffen. Parallel zum Altersanstieg die- ser ersten Generation von Kindern entwickelte sich die KBF sehr schnell weiter - nach dem Kindergar- ten die Schule, die sich immer weiter differenzierte, um den unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht zu werden, erst ein Wohnbereich für die Schule, spä- ter dann Wohnmöglichkeiten für erwachsene Men- schen mit Behinderung. Selbstverständlich blieb es nicht bei dem Kindergarten in Tübingen, sondern es kamen dezentral weitere Einrichtungen in den drei Landkreisen hinzu. Ebenfalls gab es zahlreiche ergän- zende Angebote wie unser mobiles Therapeutikum, die mobilen Dienste und das Essen auf Rädern oder auch die Frühförderstellen in Kooperation mit den Landkreisen. Sehr wichtig war die fortlaufende Ausdifferenzie- rung unserer Angebote. Unser Ziel war immer, für unsere betreuten Personen passgenaue Angebote machen zu können und damit Wahlmöglichkeiten zu schaffen. So gibt es zum Beispiel bei uns abgestufte Wohnangebote für Menschen mit Behinderung: Vom vollstationären Wohnen in unseren Wohnhäusern über das betreute Gruppenwohnen, das betreute Wohnen bis zur Unterstützung mit Essen auf Rä- dern oder mobilen therapeutischen Angeboten für diejenigen, die ohne Betreuung leben können. Die- ser Grundsatz ist in unseren gesamten Angeboten zu finden. Ein großer Schritt war auch die Erweiterung unse- res ursprünglichen Kernbereiches hin auf die Arbeit mit alten Menschen. Das hatte zwei Hauptgründe: Zum einen die Sorge, was mit unseren betreuten Personen geschieht, wenn sie älter werden, die Fra- ge, ob sie weiter ihre Unterstützung im Rahmen der Eingliederungshilfe erhalten können. Zum anderen die Erkenntnis, dass viele Angebote für Menschen mit Behinderung auch für ältere, pflegebedürftige Menschen wichtig und notwendig sind. Eine Entwicklung, auf die ich besonders stolz bin, sind unsere integrativen Kindergärten und unsere integrative Grundschule, in denen wir die gemein- same Förderung von Kindern mit und ohne Behin- derung ermöglichen. Diese Kombination von zwei Einrichtungen unter einem Dach - nämlich Schulkin- dergarten und kommunale Kita - hat immer noch Modellcharakter in ganz Baden-Württemberg Die KBF war ja schon sehr frühzeitig im Zivildienst engagiert, welche Bedeutung hatte das für die Ein- richtung? Der KBF Vorstand mit Prof. Udo Schmidt, Hannelore Urmes, Prof. Hermann Wenzel, Thomas Seyfarth, Dr. Helmut Veitshans und Diet- mar Hahn. Der Vorstand auf dem Podium mit Prof. Hermann Wenzel, Thomas Seyfarth, Roland Haaß, Hannelore Urmes, Dietmar Hahn, Dr. Hel- mut Veitshans, Norbert Ollinger und Dr. Edmund Merkel.